Dr. Hans Mathias Kepplinger
Professor für Empirische Kommunikationsforschung
am Institut für Publizistik der Universität Mainz

Weitere Studien

Die Kunst der richterlichen Entscheidungsfindung

Die Kunst der richterlichen Entscheidungsfindung
Geht es im Strafprozess eher um „Rechtsfindung“ oder eher um „Urteilsfindung“? Erleben die Richter eine Spannung zwischen „Recht und Gesetz“ und ihrem „Rechtsempfinden“?  Was erschwert das Urteil vor allem – eine unklare Rechtslage oder eine unklare Beweislage? Welchen Einfluss auf die Urteilsfindung besitzen Herkunft, Lebenserfahrung und Vorverständnis der Richter? Welchen Einfluss haben aus Sicht der Richter die äußere Erscheinung, die Gestik und Mimik der Angeklagten sowie die Medienberichterstattung? Diese und  eine Reihe weiterer Fragen sind Gegenstand der bundesweite Online-Umfrage von Hans Mathias Kepplinger, Rudolf Gerhardt und Stefan Geiss im Jahr 2011 unter 1.201 Strafrichtern, von denen 510 (42 %) die Fragen beantwortet haben. Eine kurze Darstellung der methodischen Anlage und eine Grundauswertung der Ergebnisse finden sich hier.

Die Reaktorkatastrophe bei Fukushima in Presse und Fernsehen in Deutschland, Schweiz, Frankreich und England

Das schwere Seebeben vor Japan am 11.März 2011 hat zwei Katastrophen ausgelöst - einen extremen Tsunami, dem vermutlich mehr als 30.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, und den Reaktorunfall in Fukushima, durch die drei Menschen ums Leben gekommen sind und deren Strahlung vermutlich zwischen 100 und 1.000 zusätzliche Krebstote verursachen wird. Dies wirft zwei Fragen auf: Wie haben europäische Medien darüber berichtet und wie kann man ihre Berichterstattung erklären? Zur Beantwortung dieser Fragen wurde die Berichterstattung über das Seebeben, den Tsunami und die Reaktorkatastrophe vom 11. März bis zum 10. April in 25 Zeitungen und Zeitschriften sowie 12 Fernseh-Nachrichtensendungen aus Deutschland, Frankreich, England und der Schweiz analysiert.
Die wichtigsten Ergebnisse kann man zu sechs Feststellungen zusammenfassen: (1) Deutsche Medien haben über die Katastrophe in Japan wesentlich intensiver berichtet als die Medien ander Länder. (2) Deutsche Medien haben vor allem wesentlich mehr Berichte über die Reaktorkatastrophe und Bilder davon gebracht. (3) Sie haben schon am dritten Tag intensiv über die Bedeutung der Reaktorkatastrophe in Japan für die Kernenergie in Deutschland berichtet - ein Thema, das vor allem in England und Frankreich keine große Rolle spielte. (4) Die Konzentration auf die Kernenergie in Deutschland wurde vom Beschluss der Bundes- und Landesregierungen zu einem Moratorium zusätzlich angeheizt. (5) Die Medien in Deutschland und der Schweiz haben im Unterschied zu den Medien in Frankreich und England sehr häufig Forderungen nach einem Ausstieg aus der Kernenergie veröffentlicht. (6) Bei fast allen Medien bestand ein Zusammenhang zwischen den wertenden Aussagen der Journalisten zur Kernenergie und den Urteilen der zitierten Experten. So wurden beispielsweise die positiven Aussagen über die Kernenergie der Journalisten in Le Figaro von positiven Expertenaussagen begleitet, die negativen Aussagen der Journalisten in der Süddeutschen Zeitung von negativen Expertenaussagen.
Weil die Kernkraftwerke in den vier Ländern ähnliche Sicherheitsstandards besitzen und weil die Entfernung zur Gefahrenquelle in Japan ähnlich groß ist, kann man die Unterschiede nicht durch die berichtete Realität erklären. Man kann sie auch nicht durch die Verfügbarkeit von Bildern erklären, weil viel mehr dramatische Aufnahmen von den Verheerungen des Tsunami vorlagen als von dem Reaktorunfall und seinen Folgen. Die erwähnten Unterschiede sind vielmehr eine Folge der spezifischen Sichtweisen in den jeweiligen Ländern, die innerhalb von Jahrzehnten entstanden sind.

Rivalität um Macht und Moral

Generell wird man annehmen können, dass Angehörige von zwei Berufen, deren Selbst- und Fremdbilder ähnlich sind, relativ problemlos miteinander auskommen. Andererseits wird man vermuten können, dass die Beziehungen zwischen den Angehörigen von zwei Berufen, deren Selbst- und Fremdbilder stark auseinanderklaffen, eher problembeladen sind. Dies führt zu der Frage, welche Selbst und Fremdbilder Politiker und Journalisten haben, die in hohem Maße aufeinander angewiesen sind.

Eine Antwort darauf gibt eine Befragung der Abgeordneten des Deutschen Bundestages und der ständigen Mitglieder der Bundespressekonferenz vom Frühjahr 2008, an der 187 der 611 Abgeordneten und 235 der 623 Journalisten teilgenommen haben.

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Der Einfluss der Medien auf Richter und Staatsanwälte

Die Ziele von Strafprozessen bestehen in der Feststellung der Tatsachen und ihrer Beurteilung anhand des geltenden Rechts. Untersucht wird, wie Medienberichte den Ablauf und das Ergebnis von Strafprozessen beeinflussen. Grundlage ist eine Online-Befragung von 447 Richtern und 271 Staatsanwälten. Ermittelt wurden die Nutzung der Berichte über eigene Verfahren; die wahrgenommenen Fehler der Berichterstattung; die Intensität der erlebten medialen Kritik; die emotionalen Reaktionen auf mediale Kritik; der wahrgenommene Einfluss der Berichte auf Laien und Experten im Gerichtssaal; die Orientierung des eigenen Verhaltens an der Öffentlichkeit sowie der wahrgenommene Einfluss der Berichte auf das Strafmaß. Das darauf beruhende Strukturgleichungsmodell weist einen signifikanten Einfluss der Nutzung von Medienberichten auf das Strafmaß aus. Ein schwächerer Pfad verläuft direkt von der Nutzung zum Strafmaß, ein stärkerer Pfad vermittelt über Emotionen, die die Berichterstattung hervorgerufen hat. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der Theorien der Generalprävention und der ihnen zugrunde liegenden Annahmen über die Bedeutung der Öffentlichkeit für Strafprozesse diskutiert.

Zusätzlich zu den Richtern und Staatsanwälten wurden 50 Journalisten (Gerichtsberichterstatter) und 35 Strafverteidiger befragt. Die beiden Gruppen wurden nicht in die statistischen Analysen einbezogen, weil die Stichproben nicht vergleichbar angelegt waren und die Zahl der vorliegenden Antworten zu klein ist. In der Grundauswertung werden ihre Antworten dokumentiert. Sie enthält zudem eine Reihe von Fragen, die aus theoretischen Gründen nicht in die statistischen Analysen eingingen.

Elektronische Veröffentlichung der Studie als Zeitschriftenbeitrag
http://www.springerlink.com/openurl.asp?genre=article&id=doi:10.1007/s11616-009-0036-y

 

 

Erfahrungen der Berliner Journalisten mit Politikern

Der Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin hat die Beziehungen zwischen Politikern und Journalisten erheblich verändert. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe - die Größe der Stadt, die Existenz von gesellschaftlichen Zentren, die Zahl der in- und ausländischen Medienvertreter, der neue Stil der Politik. Dies alles hat  Auswirkungen auf Arbeitsbedinungen der Hauptstadtjournalisten und auf ihre privaten Kontakte zu Politikern. Sie werden in einer Befragung der ständigen Mitglieder der Bundespressekonferenz von Hans Mathias Kepplinger, Marcus Maurer und Marco Kreuter aufgezeigt. Dabei werden Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in der Erfahrungen der Mitarbeiter der verschiedenen Medien deutlich.  

- Dokumentation der Befragungsdaten -
Hans Mathias Kepplinger, Marcus Maurer, Marco Kreuter

Gefahren für die Innere Pressefreiheit. Befragung von Zeitungsredakteuren.

Die im ersten Drittel dieses Jahrzehnts entstandene Pressekrise hat zahlreiche Ursachen - die wachsende Konkurrenz zwischen den Medien, das schwindende Interesse der Jüngeren an den Druckmedien, der Rückgang der Werbebudgets als Folge allgemeiner Wirtschaftsprobleme und nicht zuletzt das Internet, das Anzeigen aus den traditionellen Medien abzieht. Davon sind vor allem die Tageszeitungen betroffen, die große Teile ihrer rebrizierten Anzeigen (Immobilen, Stellen, Autos usw.) verloren haben. Eine Folge sind Einsparungen  der Verlage und Zugeständnisse an die Inserenten, die sich auch auf die Zeitungen und ihre Mitarbeiter auswirken können. Die angehängten Daten dokumentieren die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Zeitungsredakteuren zu den Gefahren für die Innere Pressefreiheit von Hans Mathias Kepplinger, Marcus Maurer und  Rudolf Gerhardt .

FAZ.NET, 30.05.2005 Klimawandel in den Redaktionen

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Der Einfluss der Medien auf Strafverfahren

Wir Richter sind auch nur Menschen.
In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.Juni 2008
                                                        
- Dokumentation der verwandten Daten -
Hans Mathias Kepplinger, Rudolf Gerhardt, Thomas Zerback